Schuld

Wenn ein Paar sich trennt hat immer einer Schuld. Und so war es bei mir. Das ist zwar schon lange her, aber irgendwie trage ich die Schuld immer noch in mir herum.
Daher denke ich auch nicht, dass es so schnell weggehen wird. Ich bin diejenige, die alles in den Sand gesetzt hat. Ich war diejenige, die die andere nicht gut behandelt hat. Als sie zu mir meinte, dass sie mich schon lange nicht mehr liebt wusste ich es irgendwie. Es hat sich alles zu einem Ganzen gefügt. Ihre Haltungen früher konnte ich nun einordnen.
Trotzdem hätte ich ihr noch weiter geholfen. Aber ich konnte irgendwie nicht mehr bei ihr wohnen. Da lief ich nur so mit. Ihre Freunde mochten mich schon von Anfang nicht und sagten mir das auch. Sie hat sich nicht eingemischt, denn es war ja das Problem von mir und ihren Freunden. Nun gut. Wir hatten beide verschiedene Denkweisen und ich war diejenige, die ihre Denkweise nicht nachvollziehen konnte.
Zum Schluss hieß es einfach, dass ich stärker werden soll. Aber in was, weiss ich bis heute nicht.
Also ich war diejenige, die alles in den Sand gesetzt hat, diejenige, die nicht auf sie eingegangenen ist, diejenige, die sie schlecht behandelt hat und diejenige, die ihr das Herz gebrochen hat. Wegen mir ist sie nun vorbelastet in jeder Beziehung. Sie wird sich auch nicht mehr so schnell jemand öffnen. Auch meine Schuld. Also bin ich Schuld an ihrem Verhalten.

Aber das ist nicht die erste, die mich Schuldig macht. Es gibt noch die Spiel-Freundin, über die ich schon geschrieben habe. Auch hier bin ich schuld, weil ich nicht bei ihr auf dem Server weiterspielen wollte.
Wir hatten uns wieder zusammengerafft, ich ihr meine Waschmaschine geschenkt.
Sie geht ja schon seid einem Jahr nicht mehr weg, und als sie dann zu einem bestimmten Event, dass nur ein mal im Jahr stattfindet hingehen wollte, "wenn mein Freund noch Karten bekommt, denn eigentlich ist es ja ausgebucht", kam es zum finalen Ende der Freundschaft. Sie wollte entweder dorthin gehen, "wenn ihr Freund eine Karte bekommt" oder "wir treffen uns". Nun ich wartete auf ihren Anruf, wollte schließlich nicht mehr und rief jemand anderes an. In der zwischen Zeit rief sie mich auf meinem Handy an und ich ging nicht ran. Mehr als zwei Stunden habe ich telefoniert, denn es ist jemand, den ich selten treffe. Schließlich kam eine SMS von der Freundin:"War ich wieder blöd mich mit dir treffen zu wollen." Eigentlich wollte ich ihr eine SMS schicken, dass es mir Leid tut, dass ich nicht ran gegangen bin, aber sie hatte mir Tage zuvor unmissverständlich klargemacht, dass diese "blöden" SMS unnötig seien und "die viel zu teuer sind." So hatte ich es einfach gelassen. Ich schickte ihr nämlich als sie in der Türkei auf Urlaub waren eine SMS, ob alles passt und da kam keine Antwort sondern als sie wieder zurück war nur die E-Mail.
Vor einer Woche verabschiedete ich mich bei Bekannten per E-Mail, eben auch bei ihr. Nun sie wusste es schon vorher, dass ich weggehe. Es kam nur nichts zurück.
So haben wir uns selber boykottiert und ich bin Schuld, dass ich nicht ans Telefon ran gegangen bin und ihr eine "blöde SMS" geschickt habe. So habe ich auch diese Freundschaft in den Sand gesetzt.
Aber ehrlich: Ich hasse es Schuld zu sein.
Eigentlich war ich immer Schuld. Schuld, dass meine Eltern sich streiten, Schuld wenn sie sich scheiden hätten lassen (was sie dann nicht getan haben, aber immer davon gesprochen), Schuld, Schuld, Schuld. An allem. Und ich hasse es.

Danielle1798 - 26. Aug, 23:12

Wahrscheinlich bin ich auch Schuld, dass es zwischen mir und dem Freund von mir. Weil ich alles in den Sand setzte.

Singlemann (Gast) - 29. Aug, 19:07

An so vielen Dingen kannst du ja gar keine Schuld tragen. Wenn meine Freunde meine Freundin schlecht machen würden, dann würde ich mich auf der Seite der Freundin stellen. Wenn sich Eltern scheiden, können die Kinder nie schuld sein, da die Eltern die Beziehung führen und nicht die Kinder. Ich denke es wäre ganz gut, wenn du dir nicht alle Problem-Schuhe anziehen würdest, sondern dich besser abgrenzen würdest.
Viele geben anderen die Schuld, um selbst nicht die Verantwortung für ihr Handeln zu sehen.
Danielle1798 - 30. Aug, 16:45

Naja bei ihr hieß es auch immer, dass ich sie schlecht machen würde.
Wie auch immer. Danke dir.
the rain (Gast) - 30. Aug, 20:06

Wenn ein Paar sich trennt, hat NIE einer allein die Schuld.
Begründung: Kann schon sein, dass es Einen in der Beziehung gibt, der sich falsch verhält. Aber der Andere hat auch nicht den richtigen Schlüssel benutzt, um das Verhalten abzustellen.
Beide haben also "Schuld".
Kann aber auch sein, dass Einer ein Bedürfnis hat, das der Andere nicht verspürt oder teilt. Dann geht's auch irgendwann schief, aber: Dann hat KEINER Schuld.
Gibt's auch.

Bei den Eltern-Streits (keine Sorge, ich kann mitreden) ist es ebenfalls wiederum so: Vielleicht ist ein Kind der Anlass zum Streit, nicht aber der Grund.
Glaubst Du wirklich, die zwei Streithähne würden nicht streiten, wenn DU nicht da wärst? Natürlich würden Sie das.
Menschen ändern zu wollen, ist das einzige Unterfangen, was sicher, ausnahmlos und verlässlich zu 100% schief gehen wird.
Also kann ein einzelner Mensch (ergo auch Du) nicht "Schuld" sein für irgendein Verhalten von Anderen.
Menschen reagieren einfach so, wie sie es tun, und Vieles davon, was in Streits endet, war letztendlich nur ein (schuld-loses) Missverständnis (so wie bei Euren sms).

Und das einzusehen, das halte ICH für den part, an dem Du "stärker werden sollst".

Danielle1798 - 31. Aug, 15:27

Danke Rain, du hast schon Recht mit deinen Aussagen. Nur habe ich das Gefühl von Schuld und das lässt sich nicht ganz abstellen. Bei mir kommt es halt immer wieder hoch.

Und diese SMS-Geschichte war auch kein Missverständnis. Zumindest sehe ich das nicht als solches. Man braucht ja nicht jemand zur Schnecke zu machen, wenn man ihm eine - wohlgemerkt eine einzige - SMS in die Türkei schickt. Auch wenn es teuer ist. Das finde ich übertrieben und ist kein Missverständnis meiner Meinung nach.
Neutroenchen (Gast) - 20. Dez, 21:20

Schuld ist selten

Schuld kann es nur geben, wenn man in dem Moment, in dem man etwas getan hat, schon "wußte" dass es falsch ist, was man tut.

Wenn man hingegen sicher war, das richtige zu tun, so kann man ja schlecht moralische Schuld haben. Man hat ja im bestem Wissen und Gewissen gehandelt.

Aus Deinem Artikel geht doch eigentlich klar hervor, dass Du immer richtig gehandelt hattest. Sogar jetzt, im nachhinein, wüßtest Du nicht, was Du hättest besser machen können - und damals wußtest Du es erst recht nicht.

Manche Dinge passieren halt zwangsläufig. Die einen nennen es Schicksal, die andren sagen "dumm gelaufen". Das kommt vor.


Dir ist das doch eh längst klar, oder?

Das nervige an der Sache ist: Die ANDEREN checken das nicht. Die ANDEREN haben Angst, selbst schuldig zu sein, und damit das auf keinen Fall passiert, dass sie selbst Schuld sein müssten - schieben sie die Schuld auf Dich, auf ihre Eltern oder auf sonst irgendjemanden ab.

Und die Lösung ist auch ganz einfach: Sobald sich alle Beteiligte klar werden, dass es keine Schuld gibt, sondern dass es eben für alles was geschah vernünftige, nachvollziehbare Gründe gibt - und: die gibt es immer - es sei denn, jemand hat doch gegen sein Gewissen verstoßen (was wirklich ziemlich selten ist) - dann fühlt er sich aber eh schuldig, oder jemand hat gar kein Gewissen - dann ist er es nicht Wert.

Danielle1798 - 2. Jan, 18:49

Hm, in ein paar Dingen wusste ich schon, was ich hätte machen sollen. Nur habe ich es nicht gemacht.

Klar ist mir schon, dass es Dinge gibt, die zwangsläufig passieren. Schicksal oder Vorbestimmung oder wie man es nennen will.

Dein letzter Punkt gefällt mir am besten. Der Hacken daran ist, dass sich eben die Beteiligten einigen und keinem die Schuld zuschieben müssten/sollten.

Vielleicht gibt es ein paar Leute ohne Gewissen. Noch schlimmer finde ich aber, wenn du keine Empfindungen hast. Und diese beiden Sorten Menschen sind schon was Wert. Ihnen fehlt halt nur ein Teil, sozusagen. Es können ja liebe Menschen sein. Keine Ahnung.

Vielen Dank für dein Input.

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